Oliver Jahraus, Ludwig-Maximilians-Universität München

Moses, Descartes und Luhmann
Das Subjekt als religionssoziologische Kategorie

Der Vortrag wird am Beispiel der religionssoziologischen Schriften Luhmanns das Thema der Konferenz aus systemtheoretischer Perspektive ergänzen, indem er das Verhältnis von Religion und Philosophie in einen gesellschaftstheoretischen Rahmen stellt. Dabei soll zunächst Luhmanns funktionalistischer Blick auf die Religion kurz dargestellt und erläutert werden, welche Funktion(en) die Systemtheorie der Religion zuschreibt und wie eine fortschreitende Säkularisierung nicht zu einem Funktionsverlust, sondern eher zu einem Funktionsgewinn führt. Gleichzeitig sollen Luhmanns Voraussetzungen problematisiert werden, wenn er explizit von einer Weltgesellschaft und implizit von einer christlich-jüdischen Weltreligion ausgeht. Wirft man die Frage auf, inwieweit denn zum Beispiel funktionale Ausdifferenzierungsprozesse der Gesellschaft und die monotheistische Ausprägung von Religion unter globalen Vorzeichen einzuschätzen sind, dann werden die stillschweigenden Voraussetzungen westlicher Vorstellungen von Religion, Gesellschaft und Philosophie virulent. Dabei kann sichtbar werden, dass unter den Bedingungen funktionaler Ausdifferenzierung sowohl Religion als auch Religionskritik mit subjektzentrierten Vorstellungen operieren und dass sich die Systemtheorie selbst noch in dieses Schema einordnet und tendenziell wie Religion beobachtet und kommuniziert. Aber genau daraus lassen sich Perspektiven entwickeln, wie die zunehmende Bedeutung der Religion in einem globalen sozialen Kontext einer Gesellschaft, wie sie die Systemtheorie einzuholen versucht, differenzierter erfasst werden kann.

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